Die Hauptaufgabe eines regulierten Banknotenumlaufs besteht darin, die Integrität und Erhaltung der in Umlauf befindlichen Banknoten zu gewährleisten, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die nationale Währung zu stärken. Die Qualität der in Umlauf befindlichen Banknoten muss auf einem guten Qualitätsniveau gehalten werden, da nur Banknoten in einem guten Zustand zuverlässig auf ihre Echtheit geprüft werden können. Die Richtlinien für die Wiederausgabe sehen vor, dass Fälschungen den zuständigen nationalen Behörden übergeben werden müssen. Verfallene, abgenutzte, verschmutzte oder schadhafte Banknoten müssen aus dem Verkehr gezogen und durch neue oder umlauffähige Banknoten ersetzt werden.
Vor der Einführung von Richtlinien für die automatisierte Wiederausgabe von Banknoten, schränkten einige nationale Zentralbanken (NZBen) die Wiederausgabe von Banknoten für gewerbliche Bargeldakteure über Vereinbarungen ein. Hiernach war es z.B. nur erlaubt, von der NZB bearbeitete Banknoten über Geldautomaten auszugeben. Damit wurde sichergestellt, dass Bargelddienstleister keine Fälschungen an die breite Öffentlichkeit ausgeben. Eine solche Vereinbarung ermöglichte es den NZBen, die volle Kontrolle über den Banknotenumlauf zu bewahren, da ein ständiger Rückfluss von Banknoten an die NZBen erfolgt.
Mit dem Aufkommen von Geldautomaten mit Einzahlungs- und Recyclingfunktion waren die NZBen gezwungen, Vorschriften für die automatisierte Falschgelderkennung und Mindeststandards für die Qualitätssortierung von Banknoten nach deren Umlauffähigkeit einzuführen. Dadurch wurden Modelle im Bargeldkreislauf möglich, bei denen Geschäftsbanken Banknoten an ihre Kunden wiederausgeben dürfen, die intern mit qualifizierter Technik und nach rechtlich geregelten Verfahren bearbeitet worden sind.
Diese Faktoren schaffen für NZBen und kommerzielle Bargeldakteure neue Möglichkeiten, kosteneffiziente Bargeldkreislaufmodelle zu implementieren.
1. Effiziente Logistikprozesse zur Verkürzung des Bargeldkreislaufs
Die in der Bargeldbearbeitung, in Geldautomaten und der Bargeldlogistik geforderten Standards, werden von der heute verfügbaren Technologie bereits erfüllt, so dass eine optimale Effizienz erreicht werden kann. Bei Einsatz von entsprechender Technologie, können doppelte Bargeldzählungen und folglich Transporte in der Bargeldversorgungskette reduziert werden. Der Bargeldkreislauf kann verkürzt werden. Die Bargeldinfrastruktur der Zukunft muss auf die Bargeldströme in jeder Phase des Bargeldkreislaufs abgestimmt sein.
In der ersten Stufe erfolgt ein Ausgleich durch Recycling-Geldautomaten aufgrund von Bargeldeinzahlungen und -abhebungen. Hierdurch werden die durchschnittlichen Bargeldbestände und Bargeldauffüllungen verringert. Je nach Standort sind operative Einsparungen von 30 Prozent realistisch.
In der zweiten Stufe wirkt sich die Bargeldrückführung auf Filialebene positiv aus, wenn die Bargeldströme aus dem Schaltergeschäft (OTC) und den Geldautomaten mit den Bargeldbeständen in den Tresoren der Filialen verknüpft werden.
In der dritten Stufe kann die Bargeldlogistik innerhalb des gesamten Filial- und Geldautomatennetzes, auf der Grundlage der gestrafften Prozesse aus der ersten und zweiten Stufe, optimiert werden. Geschäftsbanken können einen direkten Bargeldtausch zwischen Kunden anbieten und durchführen. Partnerschaften zwischen Geschäftsbanken die bargeldpositiv oder bargeldnegativ sind, können ihre Bargeldbestellungen und Bareinzahlungen bei der NZB in Bezug auf Volumen und Häufigkeit reduzieren.
Die Vorteile des Technologieeinsatzes und der Logistikanpassung liegen auf der Hand. Geringere Bargeldbestände und eine geringere Stoppfrequenz führen zu Kosteneinsparungen von 25 bis 40 Prozent. Führende Geschäftsbanken sind in der Lage all diese Effekte zu nutzen. Trotz des steigenden Kostendrucks zögern viele Marktteilnehmer ihre Bargeldinfrastruktur und die damit verbundenen Prozesse umzustellen. In Zeiten stark schwankender Bargeldvolumina wird die Schließung von Filialen und Geldautomatenstandorten und/oder die Auslagerung von Bargelddienstleistungen an Wertdienstleister mittel- bis langfristig nicht die einzige Lösung darstellen können, um dem gestiegenen Kostendruck zu begegnen. Unabhängig hiervon sollten gerade auch Wertdienstleister eine Verbesserung der technischen und prozessualen Leistungsfähigkeit anstreben, um damit auch das Vertrauen von Geschäftsbanken und NZBen ihnen gegenüber weiter zu erhöhen.
2. Effizientes „Outtasking“ von NZB-Dienstleistungen an Geschäftsbanken
„Die Effizienz des öffentlichen Sektors“ konfrontiert NZBen mit der Aufgabe, auch mit dem Haushalt der Steuerzahler sorgsam umzugehen. Eine regelmäßige und kostensenkende Betrachtung der Bargeldversorgungskette vor dem Hintergrund einer möglichen, sinnvollen Optimierung, ist deshalb anzustreben. Die Bargeldstrategie einer NZB bestimmt insoweit auch den Grad des „Outtaskings“, welches dann jedoch durch entsprechende Regularien unterlegt werden muss.
Im ersten Schritt sollten damit Richtlinien für den Banknotenumlauf eingeführt werden, die die Anforderungen an Geschäftsbanken und Wertdienstleister mit Cash-Centern adressieren und deren Einhaltung durch geeignete Maßnahmen der Überwachung und Kontrolle sicherstellen.
Unterstützt werden kann die Richtlinie für den Banknotenumlauf durch eine sogenannte Clean Banknote Policy. Die Einführung derartiger Regularien sind auch der erste Schritt den eine NZB unternehmen sollte, wenn sie plant, hoheitlichen Aufgaben an den kommerziellen Sektor zu delegieren. Sie sollten damit auch die Grundlage für die Einführung eines sogenannten Notes-Held-To-Order (NHTO) Model im Bargeldreislauf bilden.
Technische Voraussetzungen für einen verbesserten Bargeldumlauf
Die Richtlinien der NZBen für den Banknotenumlauf legen Grundlagen für eine moderne Bargeldbearbeitung auf Basis konformer Machinensensoren fest. Diese schließt auch eine technische Nachverfolgung von Bargeldbestellungen und -einzahlungen ein. Da jedoch nicht davon ausgegangen werden kann, dass ein Eins-zu-eins-Ersatz von Handarbeit durch Automatisierungstechnik und Roboter, automatisch auch zu einer höheren Effizienz führt, sind darüber hinaus Prozessstandards erforderlich, die mit der entsprechenden Automatisierungstechnik kompatibel sind.
Eine hohe Effizienz logistischer Prozesse durch Automatisierung geht im Wesentlichen Hand in Hand mit:
- Standards für logistische Einheiten in Transport und Lagerung, was zu einer Reduzierung der Anzahl von verschiedenen Transportboxen und Verschlussbeuteln führt.
- Standards für Auto-Identifikation und EDI entlang der Bargeld-Lieferkette.
- Verpackungs- und Identifizierungsstandards im Zusammenhang mit Bargeldprodukten/-artikeln und -dienstleistungen (Dienstleistungs-/Serviceportfolio), da sich die Komplexität des Prozesses auf Interbankenebene andernfalls negativ auf die Gesamtleistung zwischen den beteiligten Bargeldakteuren auswirkt.
In vielen EU-Ländern wurde die Standardisierung entlang des Bargeldkreislaufs in den letzten 10 bis 15 Jahren von NZBen vorangetrieben. Dass die Effektivität durch die Verbesserung von Prozessen im Banknotenkreislauf gesteigert wird, ist inzwischen nachgewiesen. Die Umstellung bei Geschäftsbanken und Wertdienstleistern verläuft jedoch langsam, vergleicht man dies mit anderen Industrie- und Logistikbranchen außerhalb des Bargeldsektors.
Wir haben zwei Hindernisse ausgemacht:
- Einen Mangel an technischen und logistischen Fähigkeiten.
- Rechtliche Hindernisse für Geschäftsbanken, Handel und Wertdienstleister.
Rechtliche Faktoren für einen verbesserten Bargeldumlauf
Fortschrittliche Bargeldkreislaufmodelle unterstützen den Bargeldkreislauf durch kohärente und effiziente Richtlinien. Diese Richtlinien sind auch an automatisierte Lagersysteme angepasst, so dass die Parteien Bestandsprüfungen und regelmäßige Revisionen problemlos durchzuführen können. In diesem automatisierten Konzept hätten auch Wertdienstleister als Outsourcing-Partner von Banken die Möglichkeit, Aufträge für den Transport von Bargeld zwischen zwei Banken oder Aufträge zum Transfer von Banknoten- und Münzeinheiten zwischen zwei physischen Tresoren, ausführen. Da Transaktionen jedoch meist nicht auf "automatisierte Tresore" adaptiert sind, ist dies ein Beispiel dafür, warum Betreiber von Cash Centern davor zurückschrecken in automatisierte Lagersysteme zu investieren.
Um eine optimale Effizienz in der Bargeldbearbeitung zu erreichen, muss das Bargeld verschiedener Kunden bei der Bearbeitung und Lagerung zusammengeführt, d.h. vermischt werden, denn eine kontinuierliche Verarbeitung von Einzahlungen verschiedener Kunden an Hochgeschwindigkeits-Bearbeitungssystemen ist nur „unter Pooling-Bedingungen“ möglich. Die Erlaubnis zum Vermischen von Barmitteln erfordert jedoch eine Finanzdienstleisterlizenz des Verantwortlichen. Diese Kriterien erfüllen bisher meist nur Geschäftsbanken. Wertdienstleistern wurde eine Finanzdienstleiterlizenz in der Regel bisher nicht erteilt, da sie hierzu sehr hohe Antragsvoraussetzungen erfüllen müssten.
In unterschiedlichen Bargeldkreisläufen können Wertdienstleister im Auftrag von Geschäftsbanken Bargelddepots oder aber NHTO-Bestände im Rahmen von sogenannten delegierten Modellen verwalten. Grundsätzlich muss die auslagernde Partei jedoch eine regelmäßige Überwachung und Kontrolle der ausgelagerten Bestände verantworten. Dies sollte dann auch entsprechend in Dienstleistungsverträgen festgelegt werden.
Auch können NZBen öffentliche Aufgaben auf den kommerziellen Bargeldmarkt delegieren, nicht jedoch die Verantwortung für öffentlichen Aufgaben. Die Kontrolle und Überwachung der richtlinenkonformen Ausführung von ausgelagerten Aufgaben bleibt deshalb erforderlich. Dies gilt ebenso für Geschäftsbanken, wenn sie Bargelddienstleistungen an Wertdienstleister auslagern.
Die Herausforderungen in der Bargeldbranche auf dem Weg zu mehr Effizienz, sei es auf Ebene der NZBen oder im Bargeldkreislauf, sind nicht einzigartig. Auch andere öffentliche Institutionen, Industrie- und Logistikbranchen müssen ähnliche logistische Prozesse abbilden und nutzen deshalb weitgehend gleiche Automatisierungstechniken und -systeme. Sie stehen folglich auch vor ähnlichen regulatorischen, organisatorischen und kontrolltechnischen Erfordernissen, wie die Bargeldbranche.
Cash InfraPro nutzt erworbene, multidisziplinäre/ branchenübergreifende Kompetenzen, um Bargeld-Prozesse auf Grundlage von neuster Automatisierungs-, IT- und Sicherheitstechnologie im Bargeldsektor zuverlässig umzusetzen. Dies erstreckt sich auch auf regulatorische Anforderungen, um deren Implementierung und Berücksichtigung im Bargeldkreislauf sicherzustellen.
Quellen:
EZB-Banknotenumlauf durch Kreditinstitute und andere Bargeldakteure; Cash InfraPro Analysen und Studien.